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Weitere Differenzierungsmethoden zum Nachweis der Vitalität

Zum "Nachweis" toter Hyphen

Methylenblau-Test

Wie bei der Vorstellung des Test in der Einführung (Abschnitt 1.2.2) schon angedeutet und in den Ergebnissen (Abschnitt 3.4.1) bestätigt, war der Methylenblau-Test unbefriedigend. Der interessanteste Konzentrationsbereich des Farbstoffs scheint zwischen 20µg/ml (1:50.000) und 100µg/ml (1:10.000) zu liegen. Bei diesen Konzentrationen werden allerdings die Zellwände von Grundhyphen und damit auch aufgebrochene Hyphen, deren Plasma ausgelaufen ist, nicht gefärbt. So kann es zu Fehldiagnosen kommen.

Höhere Konzentrationen führen immer zum Tod aller Hyphen, wie Drawert (1968, 282) es auch für Hefen zeigte. Methylenblau ist offenbar in diesem speziellen Fall kein Vitalfarbstoff. Das wäre auch eine Fehldiagnose, da alle Hyphen abgetö tet würden und somit nur tote Hyphen gefunden werden könnten (s. Abb. 66).

Besonders aktive Bereiche, wie lebende Hyphenspitzen (s. Abb. 65) und einige Schnallen nehmen Methylenblau gut ins Plasma auf (wieder bei 20 - 100µg/ml). Bei dieser Konzentration ist Methylenblau ein Vitalfarbstoff, wie auch Untersuchungen von Ronsdorf (1933) und Drawert und Strugger (1938) zeigen. Andere Teile der lebenden Hyphen nehmen den Farbstoff aber fast gar nicht auf. Diese besondere "Spitzenfärbung" könnte mit dem Wachstum der Hyphenspitze und der damit einhergehenden Endocytose zusammenhängen. Tote Hyphen werden meist gefärbt, jedoch treten verschieden gefärbte Bereiche besonders bei niedrigen Konzentrationen (20µg/ml) auf. Dies könnte auf Konkurrenz verschiedener Speicheraffinitäten hindeuten. Die größten Schwierigkeiten beim Mikroskopieren treten jedoch dadurch auf, daß verschiedene Hyphen uneinheitlich gefärbt sind. So ist es nicht leicht, wenig gefärbte, lebende Grundhyphen von ebenfalls wenig gefärbten, toten Hyphen zu unterscheiden. Außerdem sind nicht oder schwach gefärbte Hyphen im Holz kaum auffindbar. Dies gilt insbesondere dann, wenn auch stark angefärbte lebende Hyphen vorhanden sind, da diese eine hohe Affinität zum Farbstoff zu haben scheinen. Somit können tote Hyphen nicht sicher erkannt werden.

Die getroffenen Aussagen zur Vitalität sind an stark ausgebreiteten Mycelien erstellt worden, denn nur so konnte geschlossen werden, ob die e inzelne Hyphe - unabhängig von der Färbung - lebte oder nicht (s. Abb. 63). Dieses Verfahren wäre demnach vergleichbar mit der "Phasenkontrast-Methode", die auch wenig Aussagekraft hat, wenn es darum geht, wenige lebende Hyphen in einem Mycelium zu finden (Abschnitt 4.1).

Möglicherweise lassen sich diese Ergebnisse auch so erklären, daß andere Autoren für ihre Zwecke geeignetere Chargen von Methylenblau benutzten. Sowohl Drawert (1968, 216) als auch Harms (1965) machen darauf aufmerksam, daß unterschiedliche Chargen verschiedene Ergebnisse liefern können. Als Grund werden Verunreinigungen des Farbstoffes angegeben, z. B. Azur B, Methylenviolett und Trimethylthionin (10% nach Holmes zitiert nach Harms 1965). Die mit hohen Konzentrationen gefärbten Zellwände haben einen anderen Farbton als das gefärbte Plasma. Da sie leicht violett werden, könnte dies auf Verunreinigungen mit Methylenviolett hindeuten (s. Abb. 66). Besonders reine Methylenblau-Chargen ohne Azur-Verbindungen sollen zu einer schlechteren Farbintensität führen (Cohn 1961, Harms 1965). So mag es eine "Farbmischung" von Methylenblau geben, die wirklich nur tote Hyphen anfärbt. Das hier verwendete Methylenblau war dafür ungeeignet.

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Autor: T. Huckfeldt

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