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Problemstellung und Zielsetzung

In der Praxis der Gebäudebegutachtung von Holzschäden durch Pilze besteht das Problem, daß die Vitalität von vorgefundenen, älter erscheinenden Mycelien oder durch Hitzebehandlungen vermeintlich abgetöteten Mycelien nicht sicher angesprochen werden kann. Bisher gibt es keine verläßliche Referenzmethode, die es zum einen erlaubt, Oberflächenmycelien schnell und sicher auf ihren Vitalitätszustand hin anzusprechen, und die zum anderen in einer wissenschaftlichen Arbeit erprobt worden wäre. Denn in der bisherigen Praxis sind Zweifel an den vorhandenen schnellen Vitalitätsprüfungen aufgetreten. Die Tests werden als nicht sehr zuverlässig angesehen. Die einzige Referenzmethode, die bisher als zuverlässig gilt, nämlich Auswuchsversuche, sind relativ langwierig.

So soll es Ziel dieser Arbeit sein, einige der bisherigen Methoden auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen und eine neue schnelle Referenzmethode zu entwickeln, mit der die anderen Untersuchungsmethoden überprüft werden können, und zwar sowohl auf ihre Zuverlässigkeit und Sensibilität als auch auf ihre Anwendungsgrenzen. Da Auswuchsversuche jedoch nur angeben können, ob ein Mycel lebt oder tot ist, können daraus keine Schlüsse gezogen werden, warum ein untersuchter Test an einem Mycel versagt, an einem anderen nicht. Daher sind Auswuchsversuche nur bedingt als Referenzmethode geeignet.

Ein weiteres Problem besteht darin, daß bisher keine wissenschaftlich abgesicherte Richtlinie existiert, die angibt, von welchen Stellen und Mycelteilen Proben entnommen und untersucht werden müssen, um eine verläßliche Aussage über die Vitalität des Befalls zu treffen. Auch in der einschlägigen Literatur liegen nur wenige, alte und ungenaue Angaben über die Vitalität von holzbewohnenden Pilzen vor. Diese sind dann zumeist auch noch recht allgemein gehalten. So schreibt z. B. LOHWAG (1938): "Im Anhang möchte ich noch erwähnen, dass [!] die zarteren Myzelteile von Gyrophana lacrimans [!] länger lebensfähig bleiben können, als gemeinhin von ihnen geglaubt wird" oder WÜNSCHE (1952, 135): "Schwamm-Mycel bleibt lange lebensfähig, und zusammenhängende Stränge können noch Fruchtkörper ausbilden, da sie infolge ihrer Nahrungsspeicherung dazu disponiert sind." Beide lassen offen, was sie unter "lange" verstehen. Insgesamt finden sich nur wenige wirklich aussagekräftige Angaben über die Lebenserwartung und Vitalität von Hyphen des Echten Hausschwammes. Ausnahmen bilden die Überdauerungsfähigkeit von Pilzen in Holzkörpern (THEDEN 1972) und die Letaltemperaturen (vgl. Tab. II). Beides wurde recht gut erforscht, wobei diese Untersuchungen allerdings reine Laborarbeiten sind. Ihre Ergebnisse geben nur an, welche Mycelien abgestorben bzw. ausgewachsen sind. Welche Hyphentypen langlebiger sind als andere, darüber geben sie keine Auskunft.

Aus diesem Grund soll hier die Vitalität von verschiedenen Hyphentypen in bezug auf ihre Lage (und damit ihre Wachstumsbedingungen) in einem befallenen Gebäude untersucht werden. Dies ist deshalb von Bedeutung, da der beste Test nichts nutzt, wenn die zu untersuchenden Proben an den falschen Stellen entnommen werden. Dies wäre vergleichbar mit dem Versuch, die Vitalität einer lebenden Eiche an deren Kernholz festzumachen.

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Autor: T. Huckfeldt

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