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Die Vitalität unterschiedlicher Hyphentypen des Echten Hausschwammes

Bei den Untersuchungen mit FDA erwies sich die Differenzierung zwischen den vier Hyphentypen (Grund-, Faser-, Gefäß- und Substrathyphe) als sinnvoll (s. im Abschnitt "zur Morphologie ..."). Bei Grundhyphen mit den genannten Merkmalen lebender Hyphen (vgl. Vitalitätsmerkmale, Einleitung), zeigte sich nämlich stets eine ausgeprägte Fluoreszenz und folglich ein reger Stoffwechsel, was auf Vitalität hindeutet. Die Substrathyphen verhalten sich wie Grundhyphen, sie lassen sich jedoch aufgrund ihrer Lage im Holz nicht so sicher nachweisen. Anders verhielten sich die dickwandigen Faser- und großvolumige Gefäßhyphen, die nicht fluoreszierten (Abb. 45). Eine Ausnahme hiervon bilden sich entwickelnde Faserhyphen. Daß die verschiedenen Hyphentypen aufgrund ihrer Funktion und Morphologie unterschiedlich reagieren, verwundert eigentlich nicht, zumal vergleichbare Systeme bekannt sind, die ebenfalls aus toten, ausdifferenzierten Zellen bestehen, z. B. die Gefäß-, Faser- und Bastfaserzellen von lignifizierten Geweben. Diese sind nur bis zu ihrer Ausdifferenzierung am Leben, wie auch die Faser- und (wahrscheinlich auch) Gefäßhyphen von S. lacrymans. Im ausdifferenzierten Zustand konnte nie eine fluoreszierende Faserhyphe gefunden werden (s. Abb. 52 und 54).

Denkbar wäre allerdings, daß die Gefäßhyphen zwar länger am Leben bleiben, dies bisher jedoch nicht beobachtet werden konnte. Aufgrund ihrer Größe (bis 50 µm) werden diese Hyphen sehr leicht angeschnitten, angebrochen oder vom Deckglas zerdrückt. Wenn das nicht passiert, liegen die Gefäßhyphen dicht eingebettet, von Faser- und Grundhyphen umgeben, so daß sie nicht zu sehen sind (s. Abbildung in Falck 1912). Für diese Hypothese spricht die folgende Beobachtung: Werden Hyphengruppen mit Gefäßen beobachtet, ist hier der Anteil freien Fluoresceins höher als bei der Beobachtung von Luftmycelien. Gleiches ist zu sehen, wenn Querschnitte von Strängen angelegt werden. Dies könnte daran liegen, daß Plasma der Gefäßhyphen beim Zerreißen der Gefäßhyphe ausläuft und dessen Enzyme noch FDA umsetzen.

Weiter beschreibt Lohwag (1938) "Schlauchhyphen" (Schlauchhyphen sind nach Lohwag (1938) Gefäßhyphen, deren Enden beiderseits verjüngt sind (Tab. IX - Hyphentypen).), die mit einem eiweißartigen Inhalt prall gefüllt sind. Derartige sehr großvolumige Hyphen konnten nicht beobachtet werden, nur solche mit großem Volumen, aber ohne Inhalt, und solche von relativ kleinem Durchmesser. Kleine Gefäßhyphen können sehr selten auch in alten Kulturen gefunden werden (s. Abb. 47). Diese sind nicht ganz so empfindlich und zeigen einen sehr dünnen Plasmasaum und eine große, vakuolenähnliche Struktur (s. Abb. 49). Ob es sich hierbei um wirkliche Vakuolen handelt, konnte nicht geklärt werden, da die benutzten Vitalfarbstoffe, die an pflanzlichen Systemen wie Allium cepa als "Vakuolenfärber" gelten (so z. B. Neutralrot, DRAWERT 1968), die Vakuolen der untersuchten Pilze nicht gefärbt haben (Tab. XI). Inwieweit es bei den Gefäßhyphen Unterschiede in bezug auf ihre mögliche Weiterentwicklung gibt, konnte ebenfalls nicht geklärt werden. Eines kann festgehalten werden: Ausdifferenzierte Faserhyphen können nicht mehr auswachsen, sie sind abgestorben. Zumindest konnten dickwandige, fluoreszierende Faserhyphen nicht gefunden werden.

Interessant wäre die Beantwortung der Frage nach dem "Antrieb" der Wasser- und möglicherweise auch der Nährstoffleitung in den Gefäßhyphen des Echten Hausschwammes. Die fertig ausgebildeten Gefäßhyphen sind wahrscheinlich tot und können damit den "Antrieb" nicht leisten. So kämen hierfür folgende Möglichkeiten in Frage: die Kapillarwirkung, der Transpirationssog oder mögliche "Begleithyphen" = Grundhyphen.

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Autor: T. Huckfeldt

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